Post-/Long-COVID

Das Behandlungskonzept orientiert sich am indikationsspezifischen Behandlungskonzept der Rentenversicherungsträger und den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften.

Kinder vom Kleinkindalter bis zum Schulabschluss können zur Rehabilitation aufgenommen werden. Bei kleinen Kindern ist die Aufnahme und Schulung einer Begleitperson Teil des Behandlungskonzepts. Eine Indikation für eine stationäre medizinische Rehabilitation liegt dann vor, wenn die umfassende gesundheitliche und psychosoziale Beeinträchtigung durch das Störungsbild, durch ambulante Maßnahmen und Unterstützungen alleine nicht mehr beherrschbar ist.
Die Prävalenz liegt aktuellen Studien zufolge zwischen 2 % und 13 %. Die Häufigkeit scheint unabhängig von vorbestehenden Komorbiditäten zu sein, jedoch können ähnliche somatische oder psychosomatische Be-schwerden in der Anamnese bzw. eine hohe psychosoziale Belastung die Manifestation eines Post-COVID-Syndroms begünstigen.

Konkrete Aufnahmegründe bei Post-/Long-COVID können sein:

  • Postvirale Chronische Fatigue und verminderte Belastbarkeit,
  • pulmonale Beschwerden mit persistierendem Husten und / oder Dyspnoe,
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,
  • Kreislaufbeschwerden,
  • Störungen der Wärmeregulation,
  • Kopf- und Bauchschmerzen, Myalgien, Arthralgien,
  • Schlafstörungen,
  • Teilnahmslosigkeit, emotionale Verstimmung und depressive Symptomatik,
  • und andere.
 

Als krankheitsunabhängige Rehabilitationsziele haben wir uns zur Aufgabe gemacht, die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien zu unterstützen:

  • durch Entlastung von den aktuellen Belastungen und Beeinträchtigungen während des stationären Aufenthalts,
  • durch Übertragen der Rehabilitationsziele in Alltagssituationen,
  • durch Anleitung beim Umgang mit und dem Annehmen von (chronischer) Krankheit oder Beein-trächtigung und
  • durch Beratung, Aufklärung, Patientenschulung und Elternschulung zur Erweiterung ihres Wissens und Verständnisses und nachhaltigen Verbesserung der persönlichen Situation.


Als spezielle Therapieziele stehen bei der Rehabilitation bei Post-/Long-COVID im Vordergrund:

  • Verbesserung der körperlichen und psychophysischen Belastbarkeit,
  • Verbesserung kognitiver Leistungen,
  • psychische Stabilisierung und
  • Wiedererlangung von Alltagsfähigkeiten.
 

Die konkreten Rehabilitationsziele sollten bereits vor der stationären Aufnahme zwischen Kindern, Eltern und behandelndem Arzt besprochen und festgelegt werden. Sie werden bei Aufnahme noch einmal präzisiert und in den regelmäßigen Visiten im Behandlungsverlauf angepasst.

 

Das komplexe Krankheitsbild Post-/Long-COVID fordert eine interdisziplinäre und generalistische Herange-hensweise mit Blick auf den ganzen Menschen und seine Anamnese. Andere Differentialdiagnosen sollten bedacht und ggf. ausgeschlossen werden.
Die Therapie muss zum Teil sehr kleinschrittig erfolgen, hochfrequent und mit teilweise sehr kurzen Zeitab-schnitten. Hierbei ist insbesondere auf das Einräumen von ausreichend Ruhe- und Erholungspausen zu achten. Die Kinder und Jugendlichen werden kontrolliert angeleitet zum Selbstmanagement mit dem Erlernen einer bewussten Krafteinteilung für körperliche Aktivität / körperlichem Training. Eine Überlastung sollte unbedingt vermieden werden. Dennoch ist es wichtig an den funktionellen Grenzen des Kindes zu arbeiten (sog. Shaping), mit Stabilisierung des Therapiefortschrittes durch regelmäßige Repetition, kontinu-ierliche Motivation und Verstärkung.

Abhängig vom konkreten Beschwerdebild finden folgende Therapien statt:

  • wöchentliche ärztliche Visite mit regelmäßiger klinischer Untersuchung und Anpassung des Therapieplanes und ggf. pharmakologischen Unterstützung,
  • Psychologie: Einzel- und Gruppengespräche,
  • Sozialpädagogische Gruppen- und Einzelgespräche,
  • Physiotherapie (Haltungsstatus, Atemtherapie bei pulmonalen Symptomen),
  • OÄ-Sprechstunde,
  • Schmerzgruppe,
  • Ernährungsberatung,
  • Bewegungstherapie mit Krafttraining, Ergometertraining, Schwimmtherapie, Nordic Walking und
  • evtl. Ergotherapie.


Die detaillierten Therapiepläne sind im QM-System der Klinik abgelegt.

 

Die Schulung und Beratung von Eltern von Kindern mit Post-/Long-COVID ist ein zentraler Behandlungsbaustein, der den nachhaltigen Erfolg der Rehabilitation verbessern soll. Die Schulungen werden von geschulten Trainern geleitet und durchgeführt. Die Behandlungsempfehlungen orientieren sich an den aktuellen medizinischen Leitlinien der AWMF.

 

Die Rückkehr in einen Schulalltag ohne Ängste und Belastungen ist für Kinder mit Post-/Long-COVID sehr wichtig. Ziel des Unterrichts in unserer großen Klinikschule ist es daher auch, die Kinder und Jugendlichen nach einer Phase der Entlastung beim Aufholen von Versäumtem zu unterstützen und die Reintegration in den schulischen Alltag zuhause vorzubereiten. Dies ist durch Unterricht in kleinen Klassen und in einer Intensität von bis zu 20 Stunden pro Woche möglich. Diagnostik und Einzelförderung im Rahmen der Schule spielen während der Behandlung sowie der Schulbericht zur Entlassung bei Kindern mit Post-/Long-COVID eine wichtige Rolle.

 

Trotz der Wohnortferne der bei uns aufgenommenen Kinder fühlen wir uns auch der ambulanten Nachsorge nach der stationären Rehabilitation verpflichtet. Dies kann in Folge individueller Umstände jedoch gelegentlich nur eingeschränkt erreicht werden. Wir bemühen uns aber (bei Zustimmung der Eltern) in jedem Fall um die Einbeziehung der Kinderärzte/ Hausärzte, ambulant tätigen Therapeuten und Schulen und um die Vermittlung weiterer Hilfen, Beratungsstellen und Fachleute.
Die Vernetzung von Therapie und Umweltfaktoren (Schule, Familie...) fördert den Behandlungserfolg. Die Nachsorge spielt bei der Behandlung deshalb eine so wichtige Rolle, damit eine nachhaltige Stabilisierung erreicht werden kann.

Die folgenden allgemeinen protektiven Faktoren sind u. a. ein Ziel unseres Behandlungskonzepts:

  • Vermittlung langfristiger ambulanter Therapie- und Förderempfehlungen,
  • Vermittlung und Anregung einer Veränderung und Stabilisierung für die gesamte Familie und
  • Vermittlung von konkreten Hilfen und Förderungen (z. B. auch Leistungen der Jugendhilfe – gemäß §35a SGB VIII) zur Verbesserung der psychosozialen Situation.
 

Kontakt

Klinik Hochried
Zentrum für Kinder,
Jugendliche und Familien
Hochried 1
82418 Murnau


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